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„Wir wollen unsere Förderkünstler weiterentwickeln“

Lennart Bernert, Kundenbetreuer der Braunschweiger Privatbank, im Interview

Lennart Bernert, Kundenbetreuer und Kunstexperte bei der Braunschweiger Privatbank, Professorin Dr. Ana Dimke, Präsidentin der HBK Braunschweig, und Wolfgang Ellenrieder, Professor für Malerei und Zeichnung an der HBK Braunschweig

Herr Bernert, die Braunschweiger Privatbank fördert junge Künstler. Seit wann und warum unterstützen Sie diese?

„Mit der HBK besteht die Kooperation bereits seit 2015. Die Historie der handelnden Personen geht jedoch noch weiter in die Vergangenheit zurück. Getreu unserem Motto ‚Werte leben, Werte schaffen‘ ist es für die Mitarbeiter der Brauschweiger Privatbank selbstverständlich, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Daher unterstützen wir als Braunschweiger Privatbank ausgewählte soziale und kulturelle Projekte.“

Warum fördern Sie gerade junge Talente?

„Wir sind uns der Verantwortung bewusst, dass es insbesondere für die jungen Künstler ein steiniger Weg in ein gesichertes Berufsleben ist. Daher konzentrieren wir uns auf diejenigen, die sich aktuell zwischen der Ausbildung oder dem Studium und dem Berufsleben befinden.“

Um was für Förderprogramme handelt es sich und welche wurden bereits von Ihnen umgesetzt?

„Begonnen haben wir die Zusammenarbeit mit der HBK mit der Künstlerförderung: Das bedeutet, wir suchen jedes Jahr einen Meisterschüler heraus, dem wir neben der finanziellen Unterstützung eine Plattform zur Schaffung von Reichweite bieten. Dazu stellen wir unsere Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen die Kunstwerke für ein Jahr lang hängen dürfen. Darüber hinaus laden wir unsere Kunden zu unseren allseits beliebten Kunstveranstaltungen ein, bei denen der Meisterschüler die Möglichkeit hat, seine Werke zu präsentieren und zu verkaufen. Aus dieser Zusammenarbeit sind mittlerweile mehrere gemeinsame Projekte geworden: So schmücken bspw. Leihwerke von ehemaligen HBK-Künstlern unsere zwölfte Etage und auch im Bereich des Deutschlandstipendiums, das jährlich von der HBK ausgegeben wird, sind wir als Braunschweiger Privatbank beteiligt.“

Nach welchen Kriterien – und von wem – werden die teilnehmenden Kunst-Talente ausgewählt?

„Grundsätzlich gibt es keinen festen Kriterienkatalog, der in Betracht gezogen wird. Wir sichten in Zusammenarbeit mit der HBK die vielversprechendsten Talente und schauen dann, welche Kunst auch gut in unsere Räumlichkeiten passt. Wir sind dabei ausschließlich auf hängende Kunst beschränkt.“

Was umfasst Ihre Unterstützung konkret?

„Wie bereits angesprochen, unterstützen wir die Künstler finanziell. Das bedeutet, unser Förderkünstler erhält einen Zuschuss für neues Material und die Erstellung eines eigenen Katalogs für unsere Ausstellung. Viel wichtiger ist uns jedoch der Aspekt, dass wir die Kunst auch anderen zugänglich machen wollen. Im Rahmen einer Vernissage und einer Finissage hat der Künstler die Möglichkeit, sich und seine Bilder zu präsentieren.“

 

Welche Rolle spielen dabei auch Themen wie Kommunikation und Netzwerkbildung?

„Ein gutes und funktionierendes Netzwerk ist meines Erachtens eine großartige Möglichkeit, sich und seine Kunst zu präsentieren. Genau aus diesem Grund bieten wir mit unseren Veranstaltungen ein Format, bei dem sich unser Förderkünstler mit Kunstbegeisterten oder auch ehemaligen Förderkünstlern auseinandersetzen kann. Wir setzen daher sehr viel auf den menschlichen Kontakt und ein authentisches Auftreten, so wie wir es in unserem Berufsalltag auch leben würden.“

Wie würden Sie die bereits von Ihnen geförderten Künstler und deren Arbeiten beschreiben? Gibt es Gemeinsamkeiten oder Besonderheiten? Wer und welche Werke haben Sie besonders fasziniert?

„Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass sich in unseren Räumlichkeiten besonders große und farbenfrohe Bilder gut machen. Insbesondere unsere diesjährige Förderkünstlerin Eunjeong Kim präsentiert auf wunderbare Art und Weise, wie man das Handwerk Kunst mit den neuesten digitalen Möglichkeiten kombinieren kann.
Für die Zukunft möchte ich jedoch nicht ausschließen, dass es auch einmal eine andere Richtung einschlagen kann. So spiele ich schon seit Längerem mit dem Gedanken, weg von der malerischen Kunst zu gehen und jemanden zu finden, der das Thema Fotografie besonders gut lebt. Ich bin offen und gespannt, wen wir in Zukunft in unseren Räumlichkeiten ausstellen dürfen.“

Wie schwierig ist es für die von Ihnen geförderten Künstler, sich auf dem Kunstmarkt durchzusetzen, um später davon leben zu können?

„Ich halte mit vielen der ehemaligen Förderkünstler weiterhin Kontakt und verfolge deren Lebensweg. Ich kann daher behaupten, dass es unter einer großen Anzahl an talentierten Künstlern immens schwer ist, sich dauerhaft zu behaupten. Daher ist es mir ein persönliches Anliegen, auch nach dem Ablauf der Förderung der Braunschweiger Privatbank weiterhin als Vermittler oder Netzwerkpartner zur Verfügung zu stehen.“

Was benötigen junge Künstler heute, um langfristig auch finanziell erfolgreich zu sein?

„Wie so oft im Leben gehören neben dem eigenen Talent auch die richtigen Kontakte, der richtige Zeitpunkt und ein Quäntchen Glück immer dazu, um langfristig erfolgreich zu sein und von der Kunst leben zu können. Genau aus diesem Grund zielt unsere Zusammenarbeit auch nicht nur auf die finanzielle Unterstützung ab – wir wollen unsere Förderkünstler vielmehr weiterentwickeln und auch unsere Netzwerke zur Verfügung stellen.“

Was interessiert Sie persönlich an Kunst?

„Das Thema Kunst ist für mich eine willkommene Abwechslung zum Berufsalltag. Wir beschäftigen uns täglich sehr viel mit Zahlen, wie bspw. Renditen oder Performances. Der Austausch mit Künstlern fördert auch bei mir eine gewisse Kreativität. Ich kann dabei gar nicht beschreiben, was dabei gute oder schlechte Kunst sein soll. Für mich spielt das eigene Gefühl und eine positive Stimmung der Kunst eine größere Rolle als die technische Umsetzung.“

Die Braunschweiger Privatbank betreut ältere, vermögende Kunden, die jungen HBK-Studenten verfügen dagegen zumeist über wenig Geld. Wie passen diese beiden konträren Welten zusammen?

„Die Höhe der Vermögenswerte der angesprochenen Parteien spielt für uns überhaupt keine Rolle. Für uns geht es um den Gedanken, beide Welten, so wie Sie es formuliert haben, zusammenzuführen und gegenseitige Synergien zu nutzen. Im Vordergrund stehen dabei die Förderung und Erweiterung der eigenen Netzwerke. Der finanzielle Hintergrund spielt dabei keine Rolle.“

Welche Rolle spielt die Auseinandersetzung mit Kunst für Ihre Kunden?

„In den vergangenen Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass neben der klassischen Geldanlage mittlerweile weitere Themen dazugekommen sind. Dabei stehen vorrangig kostbare Sammlungen (Oldtimer, Kunst, Schmuck etc.) im Vordergrund. Für viele unserer Kunden hat das Thema Kunst auch eine emotionale Komponente. Unsere Kunden sind teilweise selbst kunstbegeistert und fördern junge Künstler. Wir sind uns gemeinsam der enormen Verantwortung bewusst und wollen der Region und den Künstlern daher etwas zurückgeben.“

Was halten Sie von Kunst als Wertanlage? Was raten Sie Ihren Kunden?

„Das Thema Kunst wird auch im Bereich der Wertanlage immer interessanter. Es ist jedoch ein spezieller Markt, der im Vergleich zu anderen Geldanlagen einen noch größeren emotionalen Wert hat. Ich selbst wachse von Tag zu Tag in diesen Markt hinein und bemerke dabei, wie vielfältig dieser sein kann. Wir geben jedoch in dieser Hinsicht keine Empfehlungen ab, da unsere Expertise dafür nicht ausreicht. Wir beschränken uns daher darauf, vorhandene Kunstwerke, die einen gewissen Wert haben, im Rahmen unserer planerischen und ganzheitlichen Beratung abzusichern und für die Zukunft zu erhalten. Dafür haben wir starke Partner an unserer Seite.“

Der Wert der Kunst wird vom Kunstmarkt gemacht; regelmäßig ist von Rekordpreisen für Kunstwerke und von den teuersten Künstlern der Welt zu lesen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

„Ich bin mir sicher, dass man auch in Zukunft immer höhere Preise für Kunstwerke erzielen kann. Sie müssen dabei jedoch beachten, dass es sich um einige wenige ausgewählte Künstler und einzigartige Kunstwerke handelt. Das hier die Preise steigen, wenn diese überhaupt einmal über Auktionen angeboten werden, ist eine logische Schlussfolgerung. Im Rahmen unserer Förderung wird jedoch weiterhin der Fokus auf junge und talentierte Nachwuchskünstler gelegt, die womöglich auch irgendwann einmal ein Bild zu hohen Preisen verkaufen können – ich würde es mir in jedem Fall wünschen.“