Was erwartet uns 2020 an den Börsen?
Beim Ausblick auf das weitere Börsenjahr 2020 lautet unsere Empfehlung: Erwarten Sie (auch) das Unerwartete! In diese Richtung geht die Kolumne „Die zehn Überraschungen des Jahres…“ von Byron Wien, Vice Chairman von Blackstone, und Joe Zidle, Chief Investment Strategist aus gleichem Hause. Darin erweitern sie die eigentlichen Anlageüberlegungen für das kommende Jahr um Ereignisse, die diese beiden Herren zu mindestens 50% für wahrscheinlich halten. Byron Wien schreibt diese Kolumne schon seit über 30 Jahren und es ist bemerkenswert, wie viele dieser als nicht übermäßig wahrscheinlich angenommenen Ereignisse eintraten und wie viele der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erwarteten Ereignisse ausblieben.
Es kommt, wie es kommt und es ist meist gut gegangen.
Die 50%er-Ereignisse von Byron Wien und Joe Zidle für 2020 sind wieder einmal sehr spannend. Es geht dabei unter anderem um die Auswirkungen des Klimawandels auf die US-Wahl, um weiter sinkende Zinsen und um selbstfahrende Autos. Details finden Sie hier. Wir dürfen gespannt sein, welche davon eintreten werden. Die Kolumne gab uns den Anstoß, ebenfalls über einige Ereignisse nachzudenken, die in diesem Jahr anstehen und deren Ausgang sowie deren Auswirkungen auf die Börsen noch nicht abzusehen sind.
Der Brexit ist da – aber wie geht es weiter?
Der Brexit wurde vollzogen und die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU ist Geschichte. Doch viele Fragen bleiben offen: Wie sehr wird das Königreich dadurch gespalten? Wird Schottland sich dem Ergebnis des ganzen Landes beugen? Wie stark werden die Separationsbestrebungen des EU-freundlichen Nordirland ausfallen? Wird es bis zum Jahresende 2020 ein Handelsabkommen der Briten mit der EU geben?
Bis zum Jahresende läuft die Übergangsfrist, in der noch die bisherigen Regelungen im Warenverkehr und bei den Dienstleistungen gelten. Niemand weiß, ob die Verhandlungen für die Zeit danach bis Anfang 2021 abgeschlossen sein werden oder sich noch Jahre hinziehen. Die einen sind skeptisch und rechnen mit mindestens 5-jährigen Verhandlungen, andere sind optimistischer.
Wahlen in Deutschland und den USA
Hierzulande ist innenpolitisch abzuwarten, wie sich die große Koalition hält. Von Landtagswahlen ist 2020 keine große Unruhe zu erwarten, stehen doch mit der Bürgerschaftswahl in Hamburg im Februar sowie den Kommunalwahlen in Bayern im März und in Nordrhein-Westfalen im September vergleichsweise wenig Entscheidungen an, die starke Auswirkungen auf die Bundespolitik haben dürften.
Die im November 2020 anstehende Präsidentschaftswahl in den USA wird hingegen von großer Bedeutung sein: für die USA, für die Weltpolitik, für die Weltbörsen und für uns alle. Wen wird die demokratische Partei gegen Donald Trump ins Rennen um das Präsidentenamt schicken und wie wird er oder sie gegen den amtierenden Präsidenten abschneiden? Seit Ende des 2. Weltkrieges wurden mit Gerald Ford (Rep.), Jimmy Carter (Dem.) und George Bush sen. (Rep.) nur drei Amtsinhaber aus dem Präsidentenamt abgewählt. Und selbst, wenn der Herausforderer die Mehrheit der amerikanischen Wähler hinter sich vereinen sollte, so ist immer noch nicht gesagt, dass dieser Kandidat auch Präsident wird. Donald Trump holte gegen Hillary Clinton auch nur 46% der Stimmen, doch mit 57% der Wahlmänner konnte er das Rennen für sich entscheiden.
Die Vergangenheit zeigt, wie die Entwicklung der Wirtschaft und der Aktienmärkte den Ausgang der Präsidentenwahl beeinflussen. Eine schwächelnde Wirtschaft und schwache Börsen sprechen eher gegen eine Wiederwahl des amtierenden Präsidenten. Die Bilanz des Aktienmarktes in der Amtszeit von Donald Trump sieht bisher nicht schlecht aus und lässt eine Wiederwahl anhand dieses Kriteriums realistisch erscheinen. Doch abgerechnet wird zum Schluss - und bis dahin dauert es noch fast ein Jahr.
Komplexe geopolitische Situation
Die geopolitische Situation lässt sich schwer einschätzen. Nordkorea, China, Russland, Iran, Syrien und andere sind kaum kalkulierbare Teilnehmer der Weltpolitik. Da mag der kauzig wirkende britische Premier Boris Johnson geradezu verlässlich erscheinen. Hier irgendeine Einschätzung zu geben, wie sich die Situation in den Ländern und ihre internationalen Beziehungen entwickeln, erscheint nahezu unseriös.
Starke DAX-Performance im Jahr 2019
Im DAX liegt ein großartiges Jahr hinter uns, wobei ein wesentlicher Grund im starken Kursrückgang im 4. Quartal 2018 lag, von dem sich der DAX recht schnell wieder erholt hat. Fortschritte bei den letztjährig dominanten Themen wie Brexit, Regierungsumbildung in Italien sowie Handelsuneinigkeiten zwischen China und den USA zogen die Kurse auf die alten Höhen und darüber.
Die gute Stimmung an den Börsen hat dennoch etwas überrascht, denn die Gewinne der deutschen Industrieunternehmen sind geschrumpft, der Welthandel ist rückläufig, im verarbeitenden Gewerbe liegt eine Auftragsschwäche vor und der Automobilindustrie steht ein Umbruch bevor. Zudem kann es immer plötzlich auftretende Ereignisse wie die Verbreitung des Corona-Virus geben, die Auswirkungen auf die weltweiten Aktienmärkte haben.
Von risikolosen Zinsen zu zinslosen Risiken
Doch wo soll das Geld der Anleger auch anders hin? Es fehlt das Regulativ des Geld- und Rentenmarktes. wo es statt risikolosen Zinsen nur noch zinslose Risiken gibt. Gold trägt bekanntlich keine Früchte und kann nur eine vorübergehende Lösung sein, der Liquidität geht es ebenso. Mancher wäre schon damit einverstanden, sein Geld gefahrlos mit 0% anzulegen, Geld hat keinen Preis mehr. Schlimmer noch, es grassiert der Negativzins.
Wer seine Anleihe bis zum Schluss durchhält, kann heute schon seine Verluste von morgen berechnen. Um nicht in diese Situation zu geraten, muss er dieser Anlageklasse fernbleiben oder aber versuchen seine Wertpapiere vor Fälligkeit einem anderen Marktteilnehmer zu verkaufen, der wiederum irgendwann noch jemanden sucht, der ihm die Papiere abkauft. Dieses Szenario erinnert an „Die Reise nach Jerusalem“, nur wird in der Version, wie sie derzeit am Rentenmarkt gespielt wird, am Ende auch der letzte Stuhl entfernt.
Dividenden sind die neuen Zinsen
So verwundern die von einigen als hoch empfundenen Bewertungen an der Börse ebenso wenig wie die gestiegenen Immobilienpreise. Weil der Geld- und Rentenmarkt voraussichtlich weiterhin als Regulativ ausfallen wird, sucht sich das Geld den Weg in andere Assetklassen. Dividenden sind die neuen Zinsen!
Beachten Sie auch, dass Aktien knapp werden. Einer kaum mehr vorhandenen Emissionstätigkeit im Aktienmarkt stehen immer wieder Übernahmen von Großunternehmen gegenüber, deren Aktien vom Markt verschwinden. Die Übernahme von Tiffany durch Louis Vuitton mag eines der populären Beispiele der letzten Monate sein. Weitere große Übernahmen werden schon diskutiert, ohne dass neues Aktienmaterial auf den Markt kommt.
Die Indizes wandeln sich, darunter auch der DAX und der Dow Jones. Es ist die Tendenz zu beobachten, dass wachsende Technologieunternehmen nach und nach die Plätze der alteingesessenen Unternehmen einnehmen. Wachsende und aufstrebende Firmen, deren Geschäftsmodelle sich schon bewährt haben und die Gewinne einfahren, werden höher bewertet als Unternehmen aus gesättigten Märkten. Insofern muss Ihnen nicht bange um die höhere Bewertung in den Indizes sein, da sich diese Indizes den großen Entwicklungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft anpassen.
Professionelle Anlageberatung
Viele Faktoren spielen bei der Entwicklung der Wirtschaft und der Märkte eine Rolle. Manche sind offensichtlich und absehbar, andere hingegen undurchsichtig oder nur bedingt wahrscheinlich. In diesem Geflecht verstehen sich die Experten der Braunschweiger Privatbank als Lotsen, die Sie mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk bei der Geldanlage und Vermögensverwaltung gerne umfassend beraten. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
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