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Unternehmensführung mit christlichen Werten - Hermann Butting im Interview

Unternehmensführung auf Basis von christilichen Werten - was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, setzt der Unternehmer Hermann Butting seit vielen Jahren erfolgreich um. 2019 wurde er für sein Engagement mit dem Unternehmerpreis der Region 38 ausgezeichnet. Im Interview spricht der Chef von knapp 1.900 Mitarbeitern über seine Philosophie, was ihm in der Zusammenarbeit mit anderen wichtig ist und erklärt, warum sich christliche Werte und unternehmerisches Handeln keinesfalls widersprechen.

Hermann Butting
Bild: Hermann Butting, Unternehmer und Autor

Herr Butting, Christ und Unternehmer – wie passt das für Sie zusammen? Welcher Philosophie folgen Sie?

Ich bin ein Nachfolger Jesu. Das kann Frau oder Mann in jedem Beruf. Meine Philosophie? Ich möchte einen Satz aus der Bergpredigt zitieren: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“

Legen Sie andere Maßstäbe an, zum Beispiel bei sich oder bei Ihren Mitarbeitern, als Ihre Unternehmerkollegen?

Jeder Unternehmer sollte sich eigentlich Gedanken machen, welche Werte und welcher Umgang miteinander ihm wichtig sind. Wir haben die BUTTING-Werte im „Haus der Zusammenarbeit“ niedergeschrieben. Als geschäftsführender Gesellschafter habe ich die Chance, Werte zu definieren, die sich mit meinen persönlichen Werten und Überzeugungen zu 100 Prozent decken. Ganz bestimmt unterscheiden sich diese von anderen Unternehmen.

Es ist eher ungewöhnlich, offen über seinen Glauben zu sprechen. Welchem Impuls sind Sie mit der Veröffentlichung Ihres Buches "Pipeline zum Leben" gefolgt?

Ich wurde von anderen ermutigt, meine Sichtweise auf die Bergpredigt zu veröffentlichen. Außerdem wollte ich einladen, sich auf den Weg der Nachfolge zu begeben. Die Vision Jesu für uns Menschen ist sehr attraktiv. Die Lebensfreude, die ich aus meinem Glauben schöpfe, wünsche ich auch anderen.

In Ihrem Buch sprechen Sie über Selbsterkenntnis und Wertschätzung. Welche Bedeutung haben diese Werte für Sie im unternehmerischen Alltag?

Wertschätzung ist unser Fundament im „Haus der Zusammenarbeit“. Nur wer sich beachtet und respektiert fühlt, ist wirklich bereit, mit dem anderen zusammenzuarbeiten und ihm zu vertrauen. Daher legen wir großen Wert darauf, darauf zu achten, dass wir uns gegenseitig Wertschätzung ausdrücken. Ein paar Beispiele: Wir weisen unsere Lehrlinge und neu eingestellten Mitarbeiter darauf hin, dass wir uns bei BUTTING begrüßen und uns dabei in die Augen schauen. Auch der Fernfahrer auf dem Hof ist bitte zu grüßen.

Unsere Lehrlinge, die eine kaufmännische Ausbildung absolvieren, verbringen einige Zeit in der Produktion. Einerseits, um diese kennenzulernen. Andererseits, um Wertschätzung für die dort geleistete Arbeit zu gewinnen.

Wir gratulieren bei 10-, 25- und 40-jährigen Jubiläen unter anderem mit einem persönlichen Brief. Die Jubilare bei 25 und 40 Jahren Betriebszugehörigkeit werden mit ihrem Partner zu einem festlichen Abendessen geladen, wo auf jeden Jubilar eine persönliche Laudatio gehalten wird.

Außerdem ermutigen wir unsere Führungskräfte, Erfolge mit ihren Mitarbeitern zu feiern und unterstützen Getränke oder ein Frühstück finanziell. Bei dieser Feier hat die Führungskraft die Gelegenheit und Aufgabe, sich bei seinem Team zu bedanken und die gemeinsame Leistung zu honorieren.

Und die Selbsterkenntnis?

Das ist ein weites Feld! Selbsterkenntnis ist der Schlüssel für eine persönliche Weiterentwicklung. Ich spreche auch gern von einem guten ‚Selbst-Bewusstsein‘. Wenn ich Bewusstsein habe über meine Stärken und Schwächen, dann weiß ich zum einen, was ich gut kann, um damit andere zu ergänzen und dem Unternehmen einen Mehrwert zu bringen. In der Regel machen mir diese Tätigkeiten auch am meisten Spaß. Zum anderen weiß ich dann, an welchen Themen ich arbeiten oder mich von anderen unterstützen lassen sollte.

Unsere Führungskräfte machen einmal jährlich ein Bottom-up-Feedback mit ihren Mitarbeitern, um ihnen bei diesem Selbsterkennungsprozess zu helfen. In einem moderierten Prozess erhalten sie von den Mitarbeitern, die sie direkt führen, eine Rückmeldung zu ihrem Führungsverhalten. Auch ich mache das mit meinen Geschäftsführern. Das ist manchmal schmerzhaft, aber sehr hilfreich. Häufig tun wir Dinge unbewusst, die unsere Mitarbeiter stören. Werden sie uns bewusst, haben wir die Chance, sie abzustellen. Ein Beispiel: Ich gehe durch den Betrieb und sehe etwas, was mir missfällt. Ich spreche den dort zuständigen Teamleiter an und bitte ihn, die Sache zu erledigen. In diesem Moment habe ich zwei oder drei Hierarchieebenen übersprungen. Das stört meine Führungskräfte. Heute nehme ich die Sache auf und bitte meinen zuständigen Geschäftsführer, das Thema zu erledigen.

Die Corona-Krise ist für viele Unternehmer eine große Herausforderung. Hat sich für Sie etwas verändert? Wo steckt aus Ihrer Sicht (noch) Potenzial für gezielte Veränderungen?

Das Miteinander hat sich verändert. Der Handschlag zur Begrüßung war ein fester Bestandteil unserer Kultur. Das gemeinsame Mittagessen in der Kantine ist aktuell nicht möglich. Gern hätten wir in diesem Jahr wieder ein Betriebsfest zur Stärkung unserer Betriebsgemeinschaft gefeiert. Besuche durch Kunden finden derzeit kaum statt. Das ist schade. Denn wir überzeugen durch unsere großen technischen Möglichkeiten
und sind gerne Gastgeber.

Lernen und verbessern können wir uns noch beim digitalen und mobilen Arbeiten. Da hat die Krise einen willkommenen Anschub gegeben. Auch die gelebte größere Flexibilität bei der Arbeitszeit in einigen Bereichen ist eine positive Erfahrung.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass mehr und mehr Menschen sich einladen lassen und Jesus nachfolgen. Dann wird unser Zusammenleben und Zusammenarbeiten für alle noch positiver – und wir sehen uns alle bei der großen Party vor Gottes Thron wieder!

Zur Person

Hermann Butting, Jahrgang 1964 und Vater dreier Töchter ist von einer christlicher Grundhaltung geprägt. Er führt die Geschäfte seiner BUTTING Gruppe in der siebten Generation. Er trägt die Verantwortung für knapp 1.900 Mitarbeiter an sechs Standorten, unter anderem in Brasilien und China. 2020 hat er das Buch "Pipeline zum Leben: Ein Unternehmer entdeckt die Bergpredigt" veröffentlicht.