Stiftungsmythen - Was an Vorurteilen über Stiftungen und Stifter dran ist
Rund um das Thema Stiftungen gibt es viel Halbwissen und Fehlannahmen. Diese Stiftungsmythen beeinflussen unseren Blick auf Stiftungen und halten potenzielle Stifter und Stifterinnen mitunter davon ab, eine eigene Stiftung zu gründen. Um über die positiven Effekte von Stiftungen aufzuklären und zur Stärkung des Gemeinwohls beizutragen, unterziehen wir gängige Annahmen einem Fakten-Check.
Stiftungsmythos Nr. 1: Nur Unternehmen und Superreiche gründen Stiftungen
Fakt ist: Die Stiftung von Dietmar Hopp, die Bill und Milanda Gates Foundation oder die Bertelsmann-Stiftung kennt fast jeder. Aber die Stiftungen der Superreichen und großen Konzerne bilden nur die Spitze der Spitze des Eisbergs. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden allein in Deutschland jedes Jahr zwischen 500 und 1.000 Stiftungen des bürgerlichen Rechts gegründet. Insgesamt gibt es hierzulande über 23.000 Stiftungen des bürgerlichen Rechts sowie mindestens noch einmal so viele Treuhandstiftungen.
Man muss also nicht Millionär oder gar Milliardär sein, um eine Stiftung ins Leben zu rufen. Über die Hälfte der Stifterinnen und Stifter hatte bei Gründung weniger als eine Million Euro an frei verfügbarem Geldvermögen zur Verfügung, ein Fünftel „nur“ 200.000 Euro und weniger.
Stiftungsmythos Nr. 2: Stiftungsvermögen ist nur Geldvermögen
Fakt ist: Die Bandbreite der Vermögensarten von Stiftungen ist sehr groß. Es kann nicht nur Barvermögen in eine Stiftung eingebracht werden, sondern auch Vermögenswerte wie Aktien, Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Forstbesitz, Kunstgegenstände oder Patente.
Da das Vermögen von Stiftungen in der Regel unantastbar ist und für den Stiftungszweck nur die Erträge aus der Verwaltung des Vermögens verwendet werden dürfen, sind ertragreiche Vermögensarten besonders wichtig. Anlagerichtlinien helfen dabei.
Stiftungsmythos Nr. 3: Gestiftet wird erst am sehr späten Lebensabend oder übers Testament
Fakt ist: Die Stiftungsgründung über ein Testament ist die Ausnahme. Neun von zehn Menschen stiften zu Lebzeiten, die meisten in der sogenannten dritten Lebensphase – also kurz vor dem oder im Ruhestand. Etwa jede fünfte Stiftung wird von Personen gegründet, die jünger als 55 Jahre sind.
Hierbei ist noch zu berücksichtigen, dass zwischen dem ersten Gedanken, eine Stiftung zu gründen, bis zur letztendlichen Umsetzung meistens mehrere Jahre vergehen. Zum einen muss oft erst die Bereitschaft wachsen, sich von einem Teil seines Vermögens dauerhaft zu trennen. Und zum anderen unterstreicht es die Notwendigkeit, eine Gründung komplett zu durchdenken und professionell vorzubereiten.
Stiftungsmythos Nr. 4: Stiftungen verfolgen immer die gleichen Zwecke
Fakt ist: Grundsätzlich ist ein Stifter bei der Festlegung des Stiftungszweckes gänzlich frei, solange der Zweck nicht gemeinschädlich wirkt. Insgesamt hat der Gesetzgeber 25 Zwecke als gemeinnützig definiert und begünstigt diese steuerlich. Die Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kultur, Gesundheits- oder Bildungswesen sowie zunehmend auch Schutz von Natur und Umwelt zählen zu weit verbreiteten Betätigungsfeldern von Stiftungen. Sehr häufig hat der Stiftungszweck etwas mit dem persönlichen Hintergrund bzw. der Biografie des Stifters zu tun.
Jeder Stifter kann also die Zwecke fördern, die ihm am Herzen liegen. Eine Stiftung kann auch rein privatnützige Zwecke verfolgen, auch wenn diese nicht dieselben steuerlichen Privilegien genießen wie gemeinnützige Zwecke.
Stiftungsmythos Nr. 5: Stiftungen dienen nur dazu, sein Vermögen in Sicherheit zu bringen und Steuern zu sparen
Fakt ist: Es gibt bei der Gründung einer gemeinnützigen Stiftung steuerliche Privilegien, doch diese sind für die allergrößte Mehrheit der Stifter nicht das Hauptmotiv, eine Stiftung zu gründen. Stattdessen bilden gemeinnützige Motive den Hauptantrieb. Dementsprechend verfolgen über 90 Prozent aller Stiftungen gemeinnützige Zwecke.
Stiftungsmythos Nr. 6: Die Arbeit kleiner Stiftungen ist im Alltag nicht sichtbar
Fakt ist: Ohne Stiftungen gäbe es viele (lokale) Projekte, Angebote und Hilfen nicht. Sie leisten einen wichtigen Beitrag in Sachen gesellschaftlicher Zusammenhalt, Bildung, Prävention, Umweltschutz etc. Es gibt unzählige Beispiele dafür, wie und wo auch kleine Stiftungen spezifische Projekte unterstützen oder erst möglich machen.
Da insbesondere kleine und mittelgroße Stiftungen eher im Hintergrund arbeiten und wirken wollen oder nicht die Kapazitäten für Öffentlichkeitsarbeit haben, bleibt ihr positiver Beitrag für die Gesellschaft zumeist im Verborgenen. Oft genügt aber schon ein Anruf bei der Lokalzeitung, um einen Beitrag zu erwirken.
Stiftungsmythos Nr. 7: Stiftung ist gleich Stiftung
Fakt ist: Jede Stiftung ist ein Unikat, jede Stiftungsgründung ein Einzelfall. Allein der Stifterwillen, die individuellen Vorstellungen und Wünsche des Stifters sowie die handelnden Personen machen jede Stiftung einzigartig. Zudem gibt es gibt verschiedene Rechtsformen und unterschiedlichste Gestaltungsformen.
Aus diesem Grund ist eine professionelle und auf den einzelnen Stifter und seine persönlichen Anliegen abgestimmte Beratung besonders wichtig.
Persönliches Beratungsgespräch
Spielen Sie mit dem Gedanken, eine Stiftung zu gründen? In Zusammenarbeit mit dem EngagementZentrum, der gemeinwohlorientierten Tochtergesellschaft der Volksbank BraWo, stehen Ihnen die zertifizierten Stiftungsberater der Braunschweiger Privatbank gerne für ein persönliches Beratungsgespräch zur Verfügung.
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