Ein eindrucksvoller Ausflug in die Kunstgeschichte
Exklusive Führung durch das Herzog Anton Ulrich-Museum
„Ich freue mich auf ein interessiertes Publikum, auf ein Kennenlernen. Wir wollen mit Ihnen in die Kunstwelt eintauchen. Und wir wollen Sie zu Wiederholungstätern machen“, begrüßte Dr. Thomas Richter, Direktor des Herzog Anton Ulrich-Museums, rund 30 geladene Kunden der Braunschweiger Privatbank, Sponsor des traditionsreichen Hauses. Mitte Mai hatten die VIP-Gäste die Möglichkeit zu einer exklusiven Führung mit dem Kunst- und Geschichtsexperten durch die imposanten Räumlichkeiten – und zwar in den Abendstunden, außerhalb der regulären Öffnungszeiten.
Nach einem kurzen Sektempfang im „Foyer des Apoll“ ging es los auf einen rasanten, komprimierten und teilweise atemberaubenden Rundgang durch eindrucksvoll dekorierte Räume, herrschaftliche Säle, über viele Treppen und durch viele gut gesicherte Türen des Herzog Anton Ulrich-Museums. „Wir sind das älteste Museum der Welt mit einer fürstlichen Sammlung. Das ist selten“, erklärte Dr. Richter bei einem der ersten schnellen Stopps in der aktuellen Ausstellung „Das Silber der Welfen“.
Spektakuläre Silbermöbel der Welfen
Diese präsentiert u. a. 13 spektakuläre Silbermöbel- Stücke: Zwei Prunkspiegel, zwei Tische, vier Gueridons und fünf Stühle, die zwischen 1725 und 1730 in den besten Werkstätten ihrer Zeit in Augsburg gefertigt wurden und ihresgleichen suchen. Es sind herausragende Zeugnisse fürstlicher Repräsentation und Meisterwerke der Goldschmiedekunst. Sie erzählen von ihrem glücklosen Auftraggeber in Wien, dem klugen Ankauf durch Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel und ihrer abenteuerlichen Reise durch drei Jahrhunderte europäischer Geschichte.
Fantastisch-albtraumhafte Aquatinta-Radierungen
Eine ganz andere Art von künstlerischer Strahlkraft vermitteln dagegen die Werke in einer weiteren Ausstellung, die an diesem Abend kurz besucht wurde: „GOYA – Im Labyrinth der Unvernunft“. Zu sehen sind dunkel-rätselhafte Aquatinta-Radierungen des spanischen Malers und Grafikers Francisco de Goya (1746 – 1828) aus dem Zyklus Los Disparates (Torheiten, Absurditäten). Es sind Höhepunkte seines (Alters-) Werks – und in der Geschichte grafischer Kunst überhaupt. Dargestellt sind fantastisch-albtraumhafte Szenen voll bitterer Komik und zuweilen krasser Grausamkeit. Als Leitmotive erscheinen fließende Gegensätze von Mensch und Tier, Fesselung und Tanz, Maskerade und Enthüllung. „Alle grafischen Arbeiten Goyas befinden sich in unserem Bestand. Insgesamt umfasst dieser 130.000 Werke unterschiedlichster Künstler“, verriet Dr. Richter.
Letzter Stopp des Abends: Rembrandt und Vermeer
Anschließend ging es mit ihm im Schnelldurchlauf weiter entlang an Vitrinen voller hochwertigen Porzellans, imposanter Skulpturen, filigraner Elfenbeinarbeiten und seltener Automatenuhren, die Herzog August Wilhelm einst sammelte und selbst reparierte. Dazu servierte der Museums-Chef immer wieder kurze, komprimierte und pointierte Wissenshäppchen aus der Vergangenheit.
Den finalen Stopp dieses einmaligen Abends legten die Anwesenden in der großen Gemäldegalerie ein. Der Grund: ein fein und subtil gemaltes Bild von Jan Vermeer (1632 – 1675), „einem der ganz großen Namen der europäischen Kunstgeschichte“. Dieses steht im Zentrum der Sammlung, wird aber fast ein wenig versteckt in einem Nebenraum präsentiert: „Das Mädchen mit dem Weinglas“. Darauf zu sehen sind eine Frau und zwei Männer. Einer wirkt eingenickt, abwesend, der andere aktiv, gebückt. Die junge Frau blickt den Betrachter direkt an, mit eingefrorenem Lächeln. Eine Verführungsszene? Eine Opfersituation? „Vermeer spielt mit dem Motiv, mit Licht, mit Material. Nichts ist unabsichtlich. Das Bild hat den Sinn und Zweck, dass man darüber spricht. Es geht darum, was wir zu Ende denken“, erklärt Dr. Richter das eindrucksvolle Werk, das mit 100 Millionen Euro versichert ist.
Das zweite große internationale Werk, das Richter abschließend vorstellt, ist „Das Familienbildnis“ von Rembrandt van Rijn (1606 – 1669). Ein dunkel-atmosphärisches Spätwerk des niederländischen Maler-Genies. Im Anschluss an die Führung ging es weiter im Café Antons: mit Snacks, Wein und guten Gesprächen, in dem die vielen verschiedenen Eindrücke entspannt rekapituliert wurden.