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„Die Weltwirtschaft stolpert in die Normalität“

Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft ordentlich durchgeschüttelt. Börsenkurse stürzten erst ein und zogen dann wieder steil an, einige Branchen lagen zeitweise am Boden, während andere Rekordumsätze verzeichneten. Wie ist die wirtschaftliche Lage nach der Pandemie, was lernen wir aus den letzten eineinhalb Jahren und wie geht es nun weiter? Diesen Fragen ging Stefan Bielmeier, Vorstand der DZ Privatbank in seinem Vortrag auf dem Investorenforum der Braunschweiger Privatbank am 6. September 2021 auf den Grund.

Stefan Bielmeier, Vorstand der DZ Privatbank
Bid: Stefan Bielmeier ist seit 2020 Vorstand der DZ PRIVATBANK S.A.

Die (Finanz-)Welt nach der Corona-Pandemie

„Nach Beginn der Corona-Krise haben die Regierungen und Zentralbanken schnell reagiert“, stellt Stefan Bielmeier fest. Dies war auch deshalb möglich, weil es sich um Weiterentwicklung der Hilfsprogramme handelte, die in Folge der weltweiten Wirtschaft- und Finanzkrise von 2008 noch in der Schublade lagen.“ Nachdem die Weltwirtschaft durch diese historisch einmalig großen Fiskalimpulse und weitere Maßnahmen kräftig angekurbelt wurde, stolpert sie nach turbulenten eineinhalb Jahren zurück in die Normalität.

Auch wenn Lieferketten teilweise noch unterbrochen sind und die Rohstoffpreise insbesondere im Baugewerbe kräftig gestiegen sind, wächst die Wirtschaft kräftig. Prognosen der DZ Privatbank zufolge wird das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 6,0 Prozent und 2022 um 4,2 Prozent steigen. Dieses Wachstum wird sich mit der Zurückführung der Hilfsmaßnahmen laut Bielmeier jedoch wieder verlangsamen, weil es zu wenig Investitionen für ein sich selbst tragendes Wachstum gibt.

Inflation nur ein temporäres Phänomen

In der Volkswirtschaft gibt es laut Bielmeier eine einfache Formel: Je niedriger die Realrenditen, umso stärker ist das Wachstum. „Eigentlich müssten die Investitionen explodieren, die aktuelle Entwicklung zeigt jedoch eine andere Tendenz, weil keiner dem ‚Braten‘ so richtig traut. Noch dazu sind die politischen Unsicherheiten extrem schwierig“, so die Analyse des Volkswirtes.

Die gegenwärtig hohe Inflation wird nach Einschätzung der Zentralbanken Anfang 2022 wieder auf ein Niveau von zwei Prozent sinken. Momentan erleben wir eine Phase, in der der Aktienmarkt und auch Kryptowährungen kräftig profitieren. Von hohen Investitionen in Kryptowährungen rät Bielmeier ab, doch Aktien bleiben eine attraktive Assetklasse. „Die niedrigen Zinsen und gute Konjunktur sprechen dafür, dass es im nächsten Jahr neue Höchststände an den Börsen geben wird“, so die Einschätzung des international renommierten Volkswirts. Insbesondere die Sektoren Technologie, zyklischer Konsum, Gesundheit und Finanzen böten noch Spielraum nach oben.

Aktienmärkte fast konkurrenzlos

„Der technologische oder soziale Wandel und die Mobilität sind Trends, die völlig unabhängig vom Zinszyklus oder von den konjunkturellen Zyklen zu betrachten sind“, meint der Vorstand der DZ Privatbank. „Auch Cybersicherheit ist bereits heute ein Riesenmarkt, genau wie Cloudcomputing, Quantencomputer oder Künstliche Intelligenz.“

Nach seiner Einschätzung rückt zudem die Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus. Bielmeier ist überzeugt: „Wir werden uns mit der Energiewende, Investitionen in entsprechenden Technologien verstärkt beschäftigen müssen. Der Klimawandel wird enorme Investitionen auslösen, von dem Anleger bzw. Investoren profitieren können. Schaut man sich die CO2-Neutralität an, wird deutlich, dass der Nachhaltigkeitsindex sehr gut performt.“