Börsenturbulenzen - Warum Angst kein guter Anlageberater ist
An den weltweiten Aktienmärkten kam es in den letzten Wochen zu Turbulenzen. Portfolioberater Thomas Heinisch von der Braunschweiger Privatbank ordnet die Entwicklung ein und verrät, ob die Angst um das eingesetzte Kapital begründet ist und wie sich Anleger jetzt verhalten sollten.
Die Aktienmärkte erreichten in den letzten Jahren immer neue Höchststände. Die letzten Wochen haben aber wieder einmal gezeigt, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Wie weit die aktuelle Korrektur noch nach unten führt, ist schwer zu prognostizieren. Die Anzeichen deuten aber auf eine Erholung hin. Weltweit ist die Konjunktur in guter Verfassung. Die Gewinne der Unternehmen entwickeln sich gut und die Profitabilität der Unternehmen ist gestiegen. Die Dividenden können die Unternehmen aus den erwirtschafteten Gewinnen bezahlen und gleichzeitig bleibt ihnen genug Kapital, um Zukunftsinvestitionen zu finanzieren.
Portfolio diversifizieren?
In Folge der seit Jahren steigenden Kurse haben viele Anleger ihre Aktienquote im Portfolio immer weiter ausgebaut. Das war lange Zeit erfolgreich, birgt bei einem Kursrutsch aber auch erhebliche Risiken.
Wer bei Kursschwankungen Angst um sein investiertes Kapital bekommt, hat seinen persönlichen Risikoappetit falsch eingeschätzt. Dann ist es sinnvoll, die Aktienquote zu reduzieren. Hier ist es aber wichtig, einen günstigen Moment zu finden.
Dividende schlägt Zins
Wer aber nicht in Angst verfällt, für den eröffnen sich bei jeder Kurskorrektur neue Chancen. Ob Sie bisher schon an der Börse investiert haben oder nicht, angesichts des Kursrückgangs und der bevorstehenden Dividendenzahlungen bietet sich Ihnen nun eine gute Gelegenheit, verstärkt Aktien mit ins Portfolio aufzunehmen. Durch die Kursverluste steigt nämlich die Dividendenrendite der Aktien. Diese ist somit der positive Gegenpol zu den Kursrückgängen.
Die zuletzt gestiegenen Zinsen sind ein Grund dafür, warum die Aktienmärkte nervöser wurden. Der Anstieg war aber nur minimal. Noch immer muss die 6-jährige Bundesanleihe gekauft werden, um eine positive Rendite bei deutschen Staatsanleihen zu erzielen (Stand: 2.3.2018). Von einem attraktiven Zinsniveau sind wir also noch weit entfernt. Zum Vergleich: Während die 10-jährige Bundesanleihe aktuell mit ca. 0,65% rentiert, liegt die Dividendenrendite der im DAX enthaltenen Unternehmen bei ca. 3,4%. Unsere Prognose lautet: Wer jetzt Geld im Dax anlegt, erzielt aufgrund der aktuell relativ geringen Kurse in den nächsten drei Jahren sogar eine Dividendenrendite von 4%.
Erholung nach auch starken Kurseinbrüchen
Aktien sind für ihre Schwankungen bekannt und berüchtigt. Wer schon über viele Jahre Geld im DAX anlegt, hat turbulente Zeiten miterlebt. Aber selbst nach den letzten großen Kursrückgängen sind die alten Höchststände in Deutschland, Europa und den USA immer wieder relativ schnell erreicht worden.
Selbst wer in der Spitze vor der Finanzkrise bei 7000 Punkten investiert und heftige Kurseinbrüche mitgemacht hat, steht gut zehn Jahre später beim aktuellen Stand von etwa 12000 Punkten blendend da. Das entspricht einer jährlichen Verzinsung von ca. 7%. Im Vergleich dazu schneidet die 10-jährige Bundesanleihe, die im Mai 2008 bei ca. 4,2% per anno lag, schlechter ab, auch wenn das im Vergleich zu deren derzeitigen Verzinsung von rund 0,65% sehr lukrativ wirkt.
Keine Angst vor Kursschwankungen
Bei aller Attraktivität der in Zukunft zu erwartenden Renditen sollten Sie aber bedenken, auch heftige Kursschwankungen einzukalkulieren. Wer Rückschläge nicht aushalten kann, sollte den Aktienanteil im Portfolio reduzieren bzw. klein halten. Alle anderen können guten Gewissens weiter in Aktien investieren und werden langfristig davon profitieren.
Über den Autor
Thomas Heinisch ist Portfolioberater bei der Braunschweiger Privatbank. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Bankbusiness, Schwerpunkt Wertpapiergeschäft und im Private Banking Bereich. Zudem ist er Vorstandsmitglied der Stiftung Braunschweiger Bürgerpreis.